Einblicke in die Entwicklung des Zentralen OZG-Antragsportals der Steuerberaterkammern: Dr. Moritz Alt im Interview

Typ: Interview , Datum: 04.01.2023

Im Interview schildert Dr. Moritz Alt, Hauptgeschäftsführer der Steuerberaterkammer Nürnberg, die Herausforderungen bei der Umsetzung sowie den Nutzen des Zentralen OZG-Antragsportals der Steuerberaterkammern.

aktuelles Zitat:

Dr. iur. Moritz Alt ist Rechtsanwalt und  Hauptgeschäftsführer der Steuerberaterkammer Nürnberg.
"Digitalisierung/Automatisierung ist ein langer Prozess, der nie abgeschlossen ist und sich immer weiterentwickelt. Als solchen muss man ihn von Anfang an begreifen."

Dr. Moritz Alt

Dr. iur. Moritz Alt ist Rechtsanwalt und seit 2016 Hauptgeschäftsführer der Steuerberaterkammer Nürnberg. Als Projektleiter treibt er gemeinsam mit der Bundessteuerberaterkammer und Dienstleistern wie "mgm technology partners" und der "Datev" die digitale Transformation im Berufsstand und dessen Verwaltung voran. Zentrales Schlüsselthema ist die Schaffung des Steuerberaterportals.

Woran arbeiten Sie derzeit im Bereich OZG?

Die Steuerberaterkammern in Deutschland, genau genommen 20 von 21 Kammern, haben sich zusammengeschlossen, um ihre Dienstleistungen gegenüber Mitgliedern sowie Bürgerinnen und Bürgern einheitlich digital anbieten zu können.

Hierzu haben wir in einem ersten Schritt die einzelnen Verwaltungsleistungen vereinheitlicht. Diese werden dann gemeinsam über die Cloud-Anwendung "OZG Antragsportal" angeboten. Das OZG-Antragsportal ist mit den Länderportalen verbunden.

Um die Steuerberaterinnen und Steuerberater sowie andere sicher und eindeutig zu identifizieren und zu authentifizieren, nutzt das OZG-Antragsportal die BundID und die neu geschaffene Steuerberaterplattform. Letztere ermöglicht den Nachweis der Berufsträgereigenschaft von Steuerberaterinnen sowie Steuerberatern und zukünftig auch den Nachweis von Bevollmächtigungen.

Was ist der Mehrwert für Sie und die Nutzerinnen und Nutzer, wenn das Projekt umgesetzt ist?

Wir möchten ein einfaches Portal für die Anwenderinnen und Anwender erstellen. Dieses Portal soll gleichzeitig die Arbeit in den Kammern vereinfachen. Unser Ziel ist es, dass am Ende strukturierte Daten in die Cloud-IT der Kammern übernommen werden können. So müssen die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter die Daten nicht mehr eigenständig eingeben, sondern diese nur noch kontrollieren.

Meldet sich also beispielsweise jemand bei der Steuerberaterprüfung an, sollen nicht nur die Angaben zu Namen und Anschrift, sondern auch zur Qualifikation mit entsprechenden Belegen direkt in die kammereigenen Systeme übertragen werden können.

Was haben Sie im Projekt bereits umgesetzt und welche Phasen haben Sie durchlaufen?

Wie bei allen OZG-Projekten haben auch wir zu Beginn die zu erfassenden und zu übergebenden Daten festgelegt. Dieser Prozess ist bis heute herausfordernd, da immer wieder kleine Unterschiede in den Prozessabläufen der Kammern zum Vorschein kommen. Nun geht es darum, Dateninkonsistenzen in den Fachanwendungen und Datenbanken zu vermeiden. Wir sind unter anderem gerade dabei, die Datenbanken im Backend zu vereinheitlichen. Unser finales Ziel ist es, strukturierte Daten aus dem Frontend in eine Cloud-Fachanwendung im Backend zu überführen.

Was haben Sie bislang als Erfahrungen mitgenommen? Ist etwas anders gelaufen, als Sie es erwartet hatten?

Die größte Erfahrung, die wir bei diesem Projekt gemacht haben, ist wohl die, dass ein solches Projekt nie aufhört. Je weiter man sich in die Details einarbeitet, umso komplexer werden die Abläufe und somit die unvorhersehbaren Herausforderungen. Man muss sich ab und zu auch eingestehen, dass Abstriche zu machen sind.

Um zu unserem Beispiel von der Anmeldung zur Prüfung zurückzukommen: Wir werden zum geplanten Stichtag am 1. Januar 2023 eine digitale Oberfläche geschaffen haben. Wenn dann jedoch ein Prüfungsantrag online gestellt wird, wird dieser nicht gleich per Knopfdruck passend in unsere Fachanwendung überspielt werden können. Hier werden zunächst noch einige Handgriffe der Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter erforderlich sein.

Gibt es einen Tipp oder eine Empfehlung, die Sie weitergeben würden?

Digitalisierung/Automatisierung ist ein langer Prozess, der nie abgeschlossen ist und sich immer weiterentwickelt. Als solchen muss man ihn von Anfang an begreifen.